Sie befinden sich hier

Inhalt

Der IBM Netfinity 7000 M10 - ein "kleiner Großrechner für Arme" (und jetzt für zuhause...)

Ja, die Überschrift mag einerseits über-, andererseits untertreiben und zudem in verschiedene Richtungen Unrecht tun - aber wenn man die Leistungsbeschreibung aus dem Jahr 1998 (PDF) durchliest, kann dieser Querbeet-Gedanke durchaus kommen. Nachdem Intel x86-Systeme über lange Zeit als eher "geringwertig" für Server-Anwendungen gesehen wurden - insbesondere bezüglich kritischer Themen wie Verfügbarkeit und Skalierbarkeit, aber auch durch die Prozessorarchitektur - hat IBM in die ab dem Jahr 1997 angebotene Netfinity-Reihe allgemein, und in die "großen" Systeme im Besonderen (Topmodell war der Netfinity 8500R für acht Prozessoren), einen erheblichen Mehrwert eingebaut, der die Systeme nahe an "echte" Großrechner bringen sollte.

Unter anderem sind einige Redundanzsysteme vorhanden (z.B. Netzteile, CPU-Spannungsregler, Lüfter), ebenso Hotplug-Mechanismen (neben den Festplatten und Lüftern z.B. auch der PCI-Bus), Teilabschaltungssysteme (selektives Deaktivieren von CPUs, PCI-Steckplätzen oder RAM-Chips), ein Watchdog durch eine separate Management-CPU, und deren Management-Funktionen an sich.

Einige dieser Merkmale waren schon in der "Vorgängerserie" von x86-Servern, der "PC Server"-Reihe, vorhanden, allerdings wollte man diese offenbar noch weiter ausbauen und ergänzen. So waren etwa Lüfter und Steckkarten zuvor nicht im Betrieb steck- bzw. ziehbar, sondern lediglich die Festplatten und teilweise die Netzteile (z.B. beim PC Server 704).

Zur Übersicht über die IBM-Serversysteme, die auf Intel x86-CPUs basieren, empfiehlt sich auch der englischsprachige Wikipedia-Artikel.

Wie auch immer, unabhängig von den technischen Fakten ist der Netfinity 7000 M10 ein sehr faszinierendes System, und ich freue mich, gleich zwei Exemplare dieser Bauart in meinem "Bestand" zu haben!

Technische Daten

Prozessoren:

  • 1-4 Intel Pentium II/III Xeon (Slot 2) bis 550 MHz (P3-Xeon bis zur "Tanner"-Serie, keine "Cascades"-Typen)
  • externer CPU-Takt 100 MHz
  • 512 kB bis 2048 kB Cache pro CPU
  • Chipsatz: Intel 450NX

Arbeitsspeicher:

  • EDO-RAM 50 ns im 168-Pin-DIMM-Formfaktor (!)
  • Speicherdichte pro Modul bis zu 256 MB
  • maximaler Speicherausbau: 8 GB (mit 32 Modulen zu je 256 MB)

Systembus:

  • 3 PCI-Busse mit insgesamt 12 Steckplätzen
  • 5 Steckplätze davon in 64-Bit-Ausführung
  • 33 MHz Taktfrequenz
  • alle Steckplätze Hot-Swap-fähig

Schnittstellen:

  • 2 serielle Schnittstellen mit max. 115200 Baud
  • 1 Parallelport mit ECP/EPP-Funktionalität
  • 2 USB 1.1-Schnittstellen
  • PS/2-Tastaturanschluß
  • PS/2-Mausanschluß
  • 68-Pin-SCSI-Anschluß (endet innen in einem Kabel, kann daher an einen Controller nach Wahl gesteckt werden)
  • VGA 15-polig für (deaktivierbare) Onboard-Grafik

Stromversorgung:

  • 1-3 Netzteile mit je 400 Watt (inoffiziell sogar erweiterbar auf 4 Netzteile, da die Backplane dies erlaubt)
  • Netzteile Hot-Swap-fähig
  • alle Anschlüsse (auch an die 230-Volt-Schiene) werden über die Backplane hergestellt, am Netzteil selbst werden keine Kabel angeschlossen
  • CPU-Stromversorgung mit redundanten VRM-Modulen, 2 Stück pro CPU

Management-Schnittstellen:

  • dritte serielle Schnittstelle für eine Einwahlmöglichkeit in das Management
  • 10/100 MBit Ethernet-Schnittstelle für direktes Management im LAN
  • RS485-Schnittstelle für Kopplung mehrerer Server zur gemeinsamen Verwaltung

Datenträger:

  • fest eingebautes Diskettenlaufwerk 3 1/2 Zoll, 1,44 MB
  • fest eingebautes CD-ROM-Laufwerk (IDE)
  • 4 Hot-Swap-Festplatteneinschübe, intern anschließbar an einen Controller nach Wahl

Pressemitteilungen aus der Anpreisungsphase der Netfinity-Serie

Durch Zufall bin ich auf die folgenden Pressemitteilungen aus dem Jahr 1998 gestoßen, in denen kräftig die Werbetrommel für die Netfinity-Serie und insbesondere den 7000 M10 gerührt wird. Einerseits der Gegensatz zwischen "High-End" damals und heute, was die Leistung betrifft - aber bezüglich der Zuverlässigkeit und Qualität wage ich mal zu behaupten, daß diese in einem umgekehrten Verhältnis zur Leistung steht...

Aus derselben Serie habe ich auch einen Netfinity 5000, den werde ich aber zu einem anderen Zeitpunkt genauer vorstellen.

Info zu meinen Exemplaren

Mittig im Schrank ist der erste der beiden Server montiert, um oberhalb noch Platz für Speichersysteme zu haben.
Der zweite Rechner befindet sich dementsprechend unten.
Oberhalb des ersten Systems befindet sich ein IBM EXP200-Speichergehäuse für 10 SCSI-Platten mit SCA-Anschluß. Es läuft in geteilter Betriebsart, so daß jedem Server 5 Platten zugeordnet sind.
Ein Managed Gigabit-Switch mit redundanten Anbindungen sorgt für schnelle und verläßliche Anbindung ans Hausnetz, für große Multimedia-Inhalte gibt es externe TB-Festplatten im Software-Raid.

Nachdem sich schon seit verschiedenen Zeiträumen mehrere PS/2-Systeme in meiner Sammlung befanden, wie auch zwei "kleinere" Netfinity/xSeries-Server in Tower-Bauform, sah ich eines Tages gegen Ende des Jahres 2011 auf einer großen Internet-Auktionsplattform zwei Angebote über Server des Typs Netfinity 7000 M10. Der Startpreis war sehr günstig, aber was noch besser war: der Ort lag nur wenige Kilometer von mir entfernt. Das machte die Sache interessant und eine Anfrage wert. Sonst wäre ich möglicherweise nicht, oder nicht so schnell zu diesen interessanten Systemen gekommen, gerade wenn am Anfang noch etwas Zweifel bestehen, wo diese denn gut aufgestellt werden können.

Offenbar stammen beide Rechner aus einem Hochverfügbarkeits-Aufbau, wie er von IBM für besonders wichtige Einsatzfälle angeboten wurde, da sie über direkt aufeinanderfolgende Seriennummern verfügen.

Da sie als Rackversion daherkamen und glücklicherweise die Original-Schienen beim Verkäufer vorhanden waren, war recht schnell klar, daß sie irgendwann einen 19-Zoll-Schrank bekommen sollten, der dann auch noch weitere Komponenten meines heimischen EDV- und Netzwerksystems aufnehmen kann. So ist es mittlerweile auch gekommen - die Anordnung ist sogar ähnlich wie in dem ursprünglich von IBM verkauften Hochverfügbarkeits-Aufbau, wenngleich bei mir die beiden Systeme für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Wobei, in ein paar Dingen sind sie dennoch redundant konfiguriert...

Aktueller Ausbauzustand

Beide Systeme sind aktuell praktisch voll ausgebaut und identisch ausgestattet:

  • 4 Stück Intel Pentium III Xeon-Prozessoren mit je 550 MHz und je 2048 kB Cache
  • 8 GB RAM (in Form von 32 EDO-RAM-DIMM-Modulen auf zwei RAM-Trägerplatinen für je 16 Module)
  • 3 Netzteile zu je 400 Watt
  • RAID-Controller AMI MegaRAID 438 (HP NetRAID 3si) mit 3 U2W-Kanälen, 64 MB Cache und Akkupuffer
  • 3 Gigabit-Netzwerkkarten Broadcom NetXtreme BCM5701/BCM5703X
  • 1 100 MBit-Netzwerkkarte 3Com 9c905B/3c905C
  • 4 USB 2.0-Erweiterungskarten (Belkin, mit NEC-Chipsatz)
  • Matrox MGA G200 PCI-Grafikkarte
  • 2 Festplatten zu je 36 GB als RAID-1 für das System
  • 2 Festplatten zu je 146 GB als RAID-1 für die Benutzerprofile
  • 5 Festplatten (im externen EXP200-Gehäuse) zu je 146 GB als RAID-5 für Daten (logische Laufwerksgröße: 600 GB)

Kommentare, Anregungen, Ergänzungen?

Keine Kommentare
Kommentar hinzufügen

* - Pflichtfeld

*

*


*

Kontextspalte